Trotz belastender Hitze in Gore-MonturDass wir uns in Kasachstan auf härtere Bedingungen einstellen müssen, hatten wir gewusst. Was wir allerdings schon in der ersten Nacht auf kasachischem Steppenboden erleben, übertrifft dann doch unsere Erwartungen: Eine ganze Armada von Zecken so groß wie Spinnen krabbelt am Moskitonetz des Innenzelts empor. Gleichzeitig hält uns das laute Summen der Mückenschwärme über Stunden wach. Keiner will das schützende Zelt verlassen. Immer wieder durchsuchen wir die Schlafsäcke – auf der Suche nach Biestern, die sich beim Aufbau des Lagers einen Weg dorthin gebahnt haben. Zähneputzen fällt aus, die Katzenwäsche ebenfalls. Die Gedanken schweifen zum nächsten Morgen, an dem wir uns zwangsläufig in die Hölle da draußen begeben müssen. Am Fußende liegen Goretex-Regenhosen, das Einzige, was in unseren Satteltaschen vielleicht zum Schutz vor Stichen und Bissen taugt.

Aufgeweichter Asphalt in der Steppe vor AtyrauDabei bekommen wir schon jetzt tagsüber fast 40 Grad Celsius im Schatten, den es in dieser kargen, baumlosen Umgebung allenfalls bei den wenigen Dörfern gibt. Die Räder sinken in den durch die Hitze aufgeweichten Asphalt ein. Der von heißen Windböen aufgewirbelte Sand fegt uns ins Gesicht, fühlt sich an wie Ohrfeigen. Schließlich bildet sich innerhalb weniger Stunden bei Christian eine kirschgroße Schwellung, auf die der Sattel schmerzhaft drückt. In Atyrau nehmen wir daher ein Zimmer mit Klimaanlage, bis die Schwellung abgeklungen ist. Wir brauchen all unsere Kräfte, nun steht der härteste Abschnitt durch die kasachische Steppe auf unbefestigten Straßen und Pisten bevor.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)