Schickeria in OdessaNach 2216 Kilometern auf dem Rad haben wir am 25. Tag der Ultratour das erste Etappenziel erreicht: Odessa, die wichtigste Hafenstadt der Ukraine am Schwarzen Meer, die herausgeputzte Metropole, in der plump zur Schau gestellter Reichtum ebenso zum Alltag gehört wie bröckelnder Putz, brüllend laute Musik und die Zigarette in der Hand. Die Preobrazhenska unweit unserer Unterkunft mutiert allabendlich zum Laufsteg, auf dem sich dürre wie dickliche Ukrainerinnen in Miniröcken so kurz wie Unterhosen abmühen, um auf Stöckelschuhen so hoch wie Bordsteine das Gleichgewicht zu halten und obendrein einen verführerischen Hüftschwung hinzubekommen. Kaum eine Frau, der die Stunden vor dem Spiegel nicht anzusehen wären – wir, die das dekadente, ja fast schon nuttenhafte Schauspiel nach den Tagen im stillen, armen Moldawien etwas ungläubig bestaunen und doch genießen, werden von der ukrainischen Schickeria bestenfalls gnädig übersehen.

Radinspektion in OdessaWir nutzen die Ruhetage hier für eine Generalinspektion unserer Räder. Die haben unter den schlechten Straßenbedingungen in Ungarn und Rumänien, vor allem aber in Moldawien sichtbar gelitten. Christians hintere Felge zeigt schon die ersten feinen Haarrisse. Nun scheint aber alles wieder soweit in Ordnung, zumal es in Odessa gut sortierte Mountainbike-Läden gibt, etwa Freeride in der Ekaterinenskaya 49.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)