DonauradwegLipot, wir haben die schnurgerade Dammkrone entlang der Donau und die österreichische, dann die slowakische Grenze hinter uns gelassen. Unser Zelt steht auf dem geschlossenen Campingplatz direkt am Schilf des Donaualtwassers. Bei untergehender Sonne strahlt das Vogelparadies eine beinahe mystische Ruhe aus. Noch ahnen wir nicht, dass dies unsere erste schlaflose Nacht sein wird. Vor Mitternacht wecken uns die Schläge der von starken Böen nach innen gedrückten Zeltwände. Draußen reißt der Sturm dürre Äste von den gerade austreibenden Weiden. Ein Rauschen, das alles übertönt. Staunend entdecken wir am nächsten Morgen einen von der Gewalt des Windes umgerissenen Baum direkt neben unserem Zelt. Tagsüber lässt der Sturm etwas nach, kommt stoßweise teils von der Seite, oft schräg von hinten. Trotzdem macht er das Radeln anstrengend. Wir verlassen nun den Donauradweg und freuen uns über die grüne, vom blühenden Schlehdorn geprägte Hügellandschaft, die kurvigen, mit schlecht ausgebesserten Schlaglöchern übersäten Nebenstraßen durch ruhige ungarische Dörfer, in denen die Zeit noch etwas langsamer zu vergehen scheint. Nach 920 Kilometern rollen wir steil bergab in die pompöse Innenstadt von Budapest, zurück zum Ufer der Donau, die mittlerweile zu einem riesigen Strom angewachsen ist und die wir hier zum letzten Mal überqueren werden.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)